Herbst 2013

Der Herbst 2013 steht ganz im Zeichen zweier kurzer Stücke, die vom Rande Europas kommen und aller Beachtung wert sind.

Spielbühne Wehrheim & THEATERpur! Theatergruppe Friedrichsdorf spielen:

Die Nacht vor der Verhandlung

Einakter von Anton Tschechow

und

Die Nebelschlucht

Einakter von John Millington Synge

Das Stück

Auf den ersten Blick mag es befremdlich erscheinen, die beiden Theaterdichter Anton Tschechow und John Millington Synge in einem Aufführungsabend zu vereinen. Zwei Große ihres Handwerks, die weit voneinander entfernt gelebt und geschrieben haben. Der ganze Kontinent liegt zwischen ihnen: Tschechow mit seinen russischen „Drei Schwestern“ und Kirschgärten, während Synge seine irischen Helden und „Reiter zum Meer“ atmen, sterben und auferstehen lässt.

Und doch: Zeitgenossenschaft eint sie, zwei Lebensläufe die vom ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert geprägt sind. Beide haben unter den gesellschaftlich Ärmsten, den Bauern, gelebt, beide haben sich für politische Veränderungen eingesetzt, beide sind dichtend berühmt geworden. Dies alles ist nachzulesen.

Die Einakter Die Nacht vor der Verhandlung sowie Die Nebelschlucht – von Akteuren der Spielbühne Wehrheim/Theatergruppe Friedrichsdorf zur Darstellung gebracht – leben ganz aus dem Wort. Sowohl Synge als auch Tschechow sind nach innen gegangen, haben aufgespürt, was jenseits des sprachlichen Alltags wächst. Es ist eine kaum ausdeutbare Welt von Wünschen, Täuschungen, jäher Erkenntnisse. Handlungsarmut hat man den Stücken vorgeworfen – lächerlich, angesichts jener wunderbaren Milchstraßen aus Funkenflug und Schattenfall.

Die Nacht vor der Verhandlung ist ein frühes Stückchen des russischen Dramatikers, unvollendet, einer gleichnamigen Erzählung nachgebildet. Tschechow schafft ohne Umwege eine Situation, die Komik und Tragik in sich birgt. Schon in diesem frühen Fragment ist er ganz bei sich: Menschen, die sich wie nebenbei selbst entlarven, aus stolzer Höhe in die Lächerlichkeit stürzen, um Würde ringen.

Die Nebelschlucht (The Shadow of the Glen) wurde vor 110 Jahren uraufgeführt und gilt als erste Arbeit von John M. Synge. Was hier humoristisch aufgeladen erscheint, ist grundiert von harter Realität. Einsamkeit in rauer Abgeschiedenheit, armselige Lebensumstände, erbarmungslose Machtverhältnisse – genug Gründe, um in Wahn und Whiskey zu versinken. Wie bei dem russischen Kollegen ist auch hier spürbar, was ein Kritiker mit „Brisanz der gesellschaftlichen Dynamik“ umschrieb. Auf beispiellose Weise verknüpft der irische Schriftsteller erlebte Wirklichkeit mit phantastischer Volksüberlieferung.

Selten sind Theaterstücke so reich an Bildkraft und vorchristlicher Symbolik. Kaum verwunderlich, dass die rhythmisch so anspruchsvoll komponierten Stücke nur schwer zu übersetzen sind. Dass in Deutschland verschiedene Synge-Übersetzungen kursieren, ist wohl der in den 1960er Jahren herrschenden Irland-Liebe auf den Theatern zu danken. Ein Autor, der trotzdem noch zu entdecken und auszuloten ist. In seinem Vorwort zum „Held der westlichen Welt“ heißt es: „Als ich vor einigen Jahren ‚The Shadow of the Glen’ schrieb, bekam ich mehr Hilfe, als jedwede Gelehrsamkeit mir hätte gewähren können, durch den Spalt im Fußboden eines alten Hauses in Wicklow, in dem ich wohnte, der mich hören ließ, wovon sich die Dienstmädchen in der Küche unterhielten“.

Anton Tschechow (1860 bis 1904) und John Millington Synge (1871 bis 1909) sind jung gestorben. Der Ire verließ die Welt mit 38 Jahren, sein russischer Dichterkollege wurde sechs Jahre älter.

Mitreißend gestaltet wird der Abend von The Shadows of the Glen, einem Zusammenschluss von mehr als zwei Dutzend Irland-geprägter Musiker. Unter der musikalischen Leitung von Gerd Lübke wird die Totenfeier auf den einsamen Hügeln zu einem Fest des Lebens.

Das Ensemble

Regie: Olaf Velte

Auf der Bühne:
Mitwirkende Nacht vor der Verhandlung:
Peter Fischer, Laura Flügel, Rainer Henrici, Kevin Velte
Mitwirkende Nebelschlucht:
Frank Hammen, Anette Quentel, Marcus Rühl, Olaf Velte

Hinter der Bühne:
Brigitte Arnold (Requisite), Helga Ostermeyer (Kostüme),
Martin Mayer (Fotos, Flyer), Olaf Bohris (Bühne)

Die Aufführungstermine

Folgende Aufführungstermine sind vorgesehen:

Samstag, 26. Oktober 2013, 20:00 Uhr,
Forum Friedrichsdorf in Köppern (Premiere)
Dreieichstraße 22, Friedrichsdorf-Köppern
Vorverkauf: Der Tabakladen, Friedrichsdorf

Samstag, 2. November 2013, 20:00 Uhr,
Hessenpark, Scheune Oberweser am Marktplatz
Vorverkauf Neu-Anspach: Buchhandlung Weddigen
www.hessenpark.de

Sonntag, 3. November 2013, 18:00 Uhr,
Hessenpark, Scheune Oberweser am Marktplatz
Vorverkauf Neu-Anspach: Buchhandlung Weddigen
www.hessenpark.de

Samstag, 23. November 2013, 20:00 Uhr,
Bürgerhaus Wehrheim
Am Bürgerhaus/Wiesenau Werheim

Sonntag, 24. November 2013, 18:00 Uhr,
Bürgerhaus Wehrheim
Am Bürgerhaus/Wiesenau Werheim

Karten

11 € Erwachsene, 7 € Schüler/Studenten

(Änderungen vorbehalten)

Kontakt und Reservierungen

Uschi Glassner • Telefon: 06172/72952
info@Theatergruppe-Friedrichsdorf.de

Pressestimmen

Taunus Zeitung 04.10.2013 (PDF)
Wetterauer Landbote 07.10.2013 (PDF)
Usinger Anzeiger 15.10.2013 (PDF)
Taunus Zeitung 18.10.2013 (PDF)
Taunus Zeitung 28.10.2013 (PDF)
Usinger Anzeiger 27.11.2013 (PDF)

Die Bildergalerie

Probenfotos der Herbstproduktion (Einakter Synge/Tschechow)