Mutters Courage
von George Tabori
Es lesen: Heidi Enslin und Klaus Waldschmidt
„Eines Sommertages im Jahre ’44, einem hervorragenden Erntejahr für den Tod, zog meine Mutter ihr gutes Schwarzes an, das mit dem Spitzenkragen und dem gelben Filzstern auf der linken Brust.”
Das Stück
In Mutters Courage erzählt George Tabori ein Ereignis aus dem Leben seiner Mutter: 1944 wird Elsa Tabori verhaftet und soll nach Auschwitz deportiert werden – weil sie den Judenstern trägt, und weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Auf dem Transport folgt sie einer plötzlichen Eingebung, geht couragiert auf den verantwortlichen Offizier zu, verwirrt ihn mit einer Notlüge und schafft das eigentlich Unmögliche: den Henkern zu entkommen. Ihrem Sohn erzählt sie erst Jahrzehnte später von diesem Erlebnis, und der verarbeitet es zu einer Kurzgeschichte und zu dem Theaterstück Mutters Courage, das 1979 in München uraufgeführt wurde.
Der Autor
George Tabori (geb. 1914 in Budapest) ist Geschichtenerzähler, Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler. Seit Brecht war im deutschen Sprachraum kaum ein Künstler auf so vielfältige Weise kreativ und erfolgreich.
Niemand thematisiert das Schicksal der europäischen Juden so treffend und so ironisch wie er, der den Holocaust zwar selbst überlebte, aber seinen Vater und viele andere Mitglieder seiner Familie in Auschwitz verlor. Mit seiner Arbeit hält George Tabori die Erinnerung an die Schrecken der Naziherrschaft in uns wach. Dabei beschreibt er die Ereignisse mit der Distanz eines Beobachters und frei von Hass. Mit seinem ganz eigenen, manchmal geradezu grotesken Humor macht er die Ungeheuerlichkeit der Judenverfolgung deutlicher als es Zahlen, Fakten und Dokumentationen jemals könnten.
Viele von George Taboris Theaterstücken gehören mittlerweile zur Weltliteratur, darunter Mutters Courage, Mein Kampf, Die Kannibalen und Die Goldberg-Variationen. Neben vielen anderen Preisen für seine Theaterarbeit erhielt er 1992 den Büchner-Preis.
Die Lesung
Es ist schon sehr lange her, dass Heidi Enslin hörte, wie George Tabori die Geschichte von der couragierten Selbstrettung seiner Mutter erzählte. Vergessen hat sie die Geschichte nie. Und noch etwas hat die Regisseurin bis heute beschäftigt: Tabori sagte damals, er habe die Geschichte aufgeschrieben, damit sie nicht verloren geht, wenn er sie einmal nicht mehr erzählen kann.
Heute ist George Tabori 92 Jahre alt und tritt kaum noch öffentlich auf. Auch deshalb gibt es diese Lesung.
Die Aufführungstermine
Nach den Lesungen im Januar 2006 in Friedrichsdorf und Oberursel wird die Veranstaltungsreihe fortgesetzt am:
Sonntag, 5. November 2006
11 Uhr
Friedberg, Burgkirche Friedberg (an der Burg)
15 Uhr
Bad Nauheim, Gemeindesaal der Wilhelmskirche (Wilhelmstraße 12)
Kontakt und Reservierungen
Uschi Glassner • Telefon 06172/72952
info@Theatergruppe-Friedrichsdorf.de
Pressekontakt:
Britta Gottfried • Telefon 06081/41902
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